Docker vs. Kubernetes: Ein Vergleich

Docker vs. Kubernetes - Titelbild

In der modernen Softwareentwicklung hat die Containerisierung die Art und Weise, wie Anwendungen erstellt, bereitgestellt und verwaltet werden, revolutioniert. Im Kern geht es darum, Software in abgeschlossene Einheiten – sogenannte Container – zu verpacken, die alle notwendigen Komponenten wie Code, Laufzeitumgebung und Bibliotheken enthalten. Dieser Ansatz gewährleistet die Konsistenz über verschiedene Computerumgebungen hinweg und löst das klassische „Es funktioniert aber auf meinem Rechner“-Problem.

An der Spitze dieser Bewegung stehen Docker und Kubernetes. Doch obwohl sie oft im selben Atemzug genannt werden, erfüllen sie unterschiedliche Aufgaben. Docker ist das Werkzeug, um einzelne Container zu erstellen und zu verwalten. Kubernetes hingegen ist ein Orchestrierungs-Tool, das Hunderte oder Tausende dieser Container in großem Stil automatisiert.

Dieser Artikel beleuchtet die Funktionen beider Technologien, vergleicht ihre Stärken und Schwächen und erklärt, wie sie zusammenarbeiten, um eine der leistungsfähigsten Plattformen für moderne Anwendungen zu bilden.

Docker im Detail: Die Grundlagen der Containerisierung

Was ist Docker?

Docker ist eine Open-Source-Plattform, die es Entwicklern ermöglicht, Anwendungen und ihre Abhängigkeiten in leichtgewichtige, portable Container zu packen. Ein Docker-Container ist ein eigenständiges, ausführbares Softwarepaket, das alles enthält, was zur Ausführung benötigt wird. Diese Container sind voneinander und vom Host-System isoliert, was für Konsistenz und Sicherheit sorgt.

Hauptmerkmale von Docker

  • Portabilität und Konsistenz: Eine Docker-Anwendung läuft auf jedem System, das Docker unterstützt, auf exakt die gleiche Weise. Dies vereinfacht die Entwicklung und vermeidet Konflikte zwischen verschiedenen Umgebungen.
  • Ressourceneffizienz: Container teilen sich den Kernel des Host-Betriebssystems und sind daher deutlich ressourcenschonender als traditionelle virtuelle Maschinen (VMs), die ein komplettes Gast-Betriebssystem benötigen.
  • Isolation: Jeder Container arbeitet in einer isolierten Umgebung. Ein Fehler oder eine Sicherheitslücke in einem Container wirkt sich nicht auf andere aus.
  • Schnelle Bereitstellung (Rapid Deployment): Neue Container können in Sekunden gestartet werden, was Entwicklungs- und Testzyklen erheblich beschleunigt.
  • Modularität (Microservices): Docker ist ideal für Microservice-Architekturen, bei denen jeder Dienst in einem eigenen Container gekapselt und unabhängig verwaltet werden kann.

Wie funktioniert Docker?

Docker nutzt eine Client-Server-Architektur. Der Docker-Client (der Befehl docker im Terminal) kommuniziert mit dem Docker-Daemon (dem Hintergrunddienst), der für das Erstellen, Ausführen und Verteilen von Containern zuständig ist. Die Anweisungen zum Bau eines Containers werden in einem Dockerfile (einer einfachen Textdatei) definiert. Aus diesem Dockerfile wird ein Image erstellt – eine schreibgeschützte Vorlage. Wenn ein Image ausgeführt wird, entsteht daraus ein oder mehrere lauffähige Container.

Kubernetes im Detail: Die Kunst der Container-Orchestrierung

Was ist Kubernetes?

Kubernetes (oft als K8s abgekürzt) ist ein Open-Source-System zur Automatisierung der Bereitstellung, Skalierung und Verwaltung von containerisierten Anwendungen. Es wurde ursprünglich von Google entwickelt und wird heute von der Cloud Native Computing Foundation (CNCF) gepflegt. Kubernetes gruppiert Container in logische Einheiten und hat sich als De-facto-Standard für die Container-Orchestrierung etabliert.

Hauptmerkmale von Kubernetes

  • Automatisiertes Scheduling: Kubernetes verteilt Container intelligent auf die verfügbaren Server (Knoten) im Cluster, basierend auf deren Ressourcenanforderungen und Auslastung.
  • Selbstheilung: Kubernetes startet ausgefallene Container automatisch neu, ersetzt sie bei Bedarf und sorgt so für eine hohe Verfügbarkeit der Anwendung.
  • Horizontale Skalierung: Anwendungen können mit einfachen Befehlen oder sogar vollautomatisch basierend auf der CPU-Auslastung skaliert werden, um auf Lastspitzen zu reagieren.
  • Service Discovery und Lastausgleich: Kubernetes macht Container über einen DNS-Namen oder eine IP-Adresse im Netzwerk verfügbar und kann den Datenverkehr automatisch auf mehrere Container verteilen (Load Balancing).
  • Automatisierte Rollouts und Rollbacks: Updates für Anwendungen können kontrolliert ausgerollt werden. Bei Problemen kann Kubernetes automatisch auf die vorherige, stabile Version zurückkehren.

Wie funktioniert Kubernetes?

Kubernetes verwaltet eine Gruppe von Servern als einen einzigen Cluster. Die kleinste bereitstellbare Einheit in Kubernetes ist nicht der Container selbst, sondern ein Pod. Ein Pod ist eine Abstraktion, die einen oder mehrere Container (zusammen mit Speicher- und Netzwerkressourcen) kapselt. Ein Deployment beschreibt den gewünschten Zustand einer Anwendung (z. B. „es sollen immer 3 Instanzen des Webserver-Pods laufen“). Ein Service definiert, wie auf eine Gruppe von Pods zugegriffen werden kann.

Der direkte Vergleich: Docker vs. Kubernetes

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass Docker und Kubernetes keine direkten Konkurrenten sind. Sie lösen unterschiedliche Probleme, die jedoch eng miteinander verbunden sind.

AspektDockerKubernetes
Primärer FokusContainerisierung: Erstellen und Verpacken von Anwendungen in einzelne Container.Orchestrierung: Automatisierte Verwaltung Hunderter von Containern über einen Cluster hinweg.
VerwaltungseinheitEinzelner ContainerPod (eine Gruppe von einem oder mehreren Containern)
SkalierungManuell oder durch zusätzliche Werkzeuge (z. B. Docker Swarm)Integrierte, leistungsstarke automatische Skalierung
LastausgleichManuelle Konfiguration erforderlichIntegrierte, automatisierte Lastausgleichs-Funktionen
SpeicherUnterstützt persistenten Speicher, aber die Orchestrierung ist manuellBietet ein robustes, automatisiertes System zur Speicher-Orchestrierung
KomplexitätEinfacher zu erlernen und zu startenHöhere Komplexität, erfordert mehr Einarbeitung

Die Synergie: Wie Docker und Kubernetes zusammenarbeiten

Die wahre Stärke liegt in der Kombination beider Technologien. Der typische Workflow sieht so aus:

  1. Entwickeln & Bauen (Docker): Ein Entwickler schreibt den Code für eine Anwendung und definiert die Umgebung in einem Dockerfile. Mit Docker wird daraus ein portables Container-Image gebaut.
  2. Bereitstellen & Verwalten (Kubernetes): Dieses Docker-Image wird in einer Registry gespeichert. Kubernetes holt sich das Image und stellt es als Pods im Cluster bereit. Anschließend übernimmt Kubernetes die Verwaltung, Skalierung und Überwachung dieser Container im Produktionsbetrieb.

Vorteile der gemeinsamen Nutzung:

  • Optimierter Workflow: Ein nahtloser Übergang von der Entwicklung (Docker) zur Produktion (Kubernetes).
  • Konsistenz und Zuverlässigkeit: Docker sorgt für eine einheitliche Umgebung, Kubernetes für deren zuverlässigen Betrieb im großen Stil.
  • Effiziente Ressourcennutzung: Die Kombination aus leichtgewichtigen Docker-Containern und der intelligenten Ressourcenplanung von Kubernetes optimiert Kosten und Leistung.
  • Maximale Skalierbarkeit und Verfügbarkeit: Die Stärken beider Tools ergänzen sich perfekt, um hochverfügbare und skalierbare Anwendungen zu betreiben.

Die richtige Wahl für dein Projekt

Die Entscheidung, ob du nur Docker oder Docker zusammen mit Kubernetes benötigst, hängt von den Anforderungen deines Projekts ab.

SzenarioNur Docker empfohlenDocker + Kubernetes empfohlen
ProjektgrößeKleinere bis mittlere Projekte, einzelne AnwendungenGroße, komplexe Anwendungen mit vielen Microservices
UmgebungLokale Entwicklung, Testumgebungen, Single-Host-DeploymentsMulti-Host-, Cloud- oder Hybrid-Umgebungen
SkalierungStatische oder manuelle Skalierung ist ausreichendDynamische, automatische Skalierung ist erforderlich
VerfügbarkeitStandard-Verfügbarkeit ist akzeptabelHochverfügbarkeit und Selbstheilung sind kritisch
TeamgrößeKleinere Teams mit Fokus auf schnelle EntwicklungGrößere Teams, die komplexe Deployments verwalten (DevOps)

Fazit

Docker und Kubernetes spielen zentrale, aber unterschiedliche Rollen in der modernen Softwareentwicklung.

  • Docker revolutioniert die Containerisierung, indem es die Erstellung und Verteilung von Anwendungen vereinfacht.
  • Kubernetes ist der Standard für die Orchestrierung und die Verwaltung dieser Container im großen Maßstab.

Die Frage lautet also nicht „Docker oder Kubernetes?“, sondern „Wann benötige ich Kubernetes zusätzlich zu Docker?“. Für einfache Anwendungen mag Docker allein ausreichen. Sobald jedoch Skalierbarkeit, Hochverfügbarkeit und die Verwaltung komplexer Systeme ins Spiel kommen, wird die Kombination aus Docker und Kubernetes zu einer unschlagbar leistungsstarken Plattform.

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